Shetty-Festival Bad Harzburg 2017

Tja, so schnell ist es auch wieder vorbei, das Shetty-Jahr, und endet wie immer mit dem Bundesfestival der IG Shetland auf der Rennbahn in Bad Harzburg. Da es erst unser zweites Mal mit Pony ist, mag ich diesen Text nicht mit „same procedure as last year“ anfangen, denn da hat sich einiges getan zum letzten Jahr.

Ganz vorneweg möchte ich die netten Menschen nennen. Die waren letztes Jahr auch schon nett, aber da waren wir ja noch ganz neu und noch sehr mit uns selbst beschäftigt. Die IG Shetland ist kein riesiger Verein und es sind immer wieder die gleichen Verdächtigen, die man auf den Turnieren trifft. Und die allermeisten sind einfach unheimlich nett! Und ein Wochenende mit niedlichen Ponys, unerwartet gutem Wetter und netten Leuten and einer tollen Location… was will man mehr?

Am Samstag findet immer die letzte Tourstation des Jahres für die IG Shetland Tour statt. Auf der Jahresliste stand ich sowieso wieder ganz hinten unter „ferner liefen“ – und dieses Jahr ja auch unter „ferner fuhren Sulky“, also konnte ich ohne Druck in den Tag gehen.

Was macht die Frau in Hellblau da???

Umso schöner, dass Rusty mit meinem Patenkind anstandslos und fehlerfrei beide gelaufenen Parcours bewältigte und so meinem Patenkind einen tollen Platz im Mittelfeld in ihrer Altersklasse ermöglicht hat.

Dann kam der Sulky zum Einsatz. Und meine Ohren mussten für mein breites Grinsen Platz machen. Kegelparcours mit 15 Kegelpaare, harmonische, anspruchsvolle Linienführung, aber eben auch der längste und komplexeste Parcours, den ich mit Rusty oder irgendeinem anderen Pferd jemals fahren durfte. Ich glaube, ich bin das Ding fünf- oder sechsmal morgens komplett abgegangen. Solche eher technischen Aufgaben mag ich ja. Und was soll ich sagen – mal wieder nicht gerade das schnellste Gespann, aber komplett fehlerfrei und Spaß gehabt. Viel davon! Rusty war gut zu lenken, hat gezündet und auf ein paar längeren Geraden sind wir sogar galoppiert. Und ich habe im Kreis gegrinst und mich gefreut.

An dieser Stelle muss ich ausholen für alle, die mich nicht unbedingt aus meiner Reit-/Pferdezeit kennen. Ich war der größte Schisser auf der Welt, wenn es um schnelles Tempo ging. Galopp unter dem Sattel ist meiner Meinung nach eine total überflüssige Gangart, Schritt und Trab reichen völlig. Aber bitte schön ruhig und kontrolliert, mehr so westernmäßiger Jog. Je älter ich wurde und je mehr Stürze ich hinter mir hatte, desto schlimmer wurde das mit der Angst vor Tempo. Und da sitz‘ ich nun auf der Rennbahn in Bad Harzburg auf’m Sulky gefühlt gerade mal 40 cm über’m Boden, lenke mein 5-jähriges Shetty durch den Kegelparcours und denke mir: „Wäre schon schön, wenn Rusty etwas schneller wäre und wir den Parcours schon im Galopp fahren könnten.“

Auf geht, Rusty, Zielgerade! Gib alles!

Es war ganz erstaunlich, wie lange die Glückshormone von diesen 1:30 Minuten Sulkyfahrt angehalten haben – bis zum Roten Brett Im Gras am Sonntag. Davon später mehr.

Sonntag hatte ich für die Sulky-Trophy genannt, ein Mehrkampf aus Dressur am langen Zügel, Einzeltrabrennen, Kegelparcours und gefahrenem Geschicklichkeitsparcours. Die Langzügeldressur waren wir letztes Jahr schon gegangen und das war nicht so harmonisch gelaufen, weder von der Leistung, noch vom Outfit. Wegen letzterem (nicht dressurmäßig genug) habe ich mir letztes Jahr noch einen nett gemeinten Rüffel vom Richter und 1. Vorsitzenden eingeholt. Also war Aufrüsten angesagt: mit maßgeschneiderter Samtschabracke und Jackett. Mein Ritt, nee, eher mein Gang – war ja eben nicht geritten, sondern gelaufen – war auch um einiges besser, aber da ist für nächstes Jahr in beiden Bereichen noch Luft nach oben – in der Leistung sowie im Outfit (ich sag nur Dressurzylinder, Bandagen, einflechten…).

Nochmal kurz die Augen zu für ein Schläfchen in der Sonne, während die Frau ihren Helm sortiert. (Das Jackett habe ich für die Prüfung noch zugemacht!)

Der Kegelparcours war auch wieder toll – andere Wege, aber wieder 15 Kegelpaare und ähnlich komplex. Wieder fehlerfrei und gar nicht mehr so langsam, wenn ich mir die Endzeiten aller Starter angucke. Also nochmal im Kreis gegrinst.

Volle Konzentration!

Dann musste ich direkt auf einen anderen Platz für den Geschicklichkeitsparcours. Hier galt es, durch ein Stangen-U oder eine enge Acht um zwei Tonnen zu fahren. Der Parcours hatte wunderbar lange Wege auf einem großen Rasenplatz, die zum Galoppieren nur so einluden. Aber erstmal mussten wir an dem angekündigten Roten Brett Im Gras vorbei. Besagtes Rotes Brett Im Gras und ich sind ab jetzt Feinde auf Lebenszeit und es hat mir tatsächlich für einige Stunden am Sonntag die Laune versaut. Es handelte sich dabei um ein handelsübliches Holzbrett, rot lasiert, 2 Meter lang und 75 cm breit. Und das lag ganz unschuldig auf dem Fahrplatz im Gras. Aufgabe war, das Pony nah am Brett vorbei zu lenken, aber mit einem Sulky-Reifen auf dem Brett zu fahren. Wie gesagt, der Sulkyreifen muss auf das Brett, nicht das Pony – und wir haben das zuhause mit Metallplatten am Wegesrand geübt!

Aber das Rote Brett Im Gras war zu viel für das Tüpfel. Näher als zwei Meter kamen wir da nicht ran und auch auf die Distanz nur kaum am Brett vorbei. Und das wiederwillig mit Gerteneinsatz und sich lieber das Gebiss durch’s Maul ziehen lassen, als nur einen Schritt vorwärts zu gehen. Es war einfach nur unhübsch. Und da in diesem Parcour fast jedes Hindernis doppelt gefahren werden musste, sorgte das Rote Brett Im Gras also zweimal für blöde Situationen. Da half die Strecke dazwischen, die Rusty brav und flott lief, als wäre nix gewesen, auch nur bedingt. Ich möchte eigentlich nie, und besonders nicht auf einem Turnier, wo die ortsansässigen Omas und Opas mit Enkeln die süßen Ponys angucken wollen, für solche Szenen sorgen, auch wenn es nur ein einziges Hindernis dieses Parcours betraf und der Rest sehr gut klappte. Und die an sich gut angelaufene Trophywertung konnte ich mir so auch abschreiben, denn mit zwei Fehlerpunkten und einer sehr hohen Zeit war da natürlich nichts mehr zu holen.

Das nächste Hindernis fest im Blick!
Voller Einsatz und ideale Kurvenlage

Aber lange muffeln konnte ich nicht, denn der dritte Kostümwechsel des Tages stand an. Wir hatten noch für die zum ersten Mal ausgeschriebene Westerntrophy genannt und mussten noch eine Showmanship at Halter und einen Trail in Hand bewältigen. Ich hatte den großen Vorteil, dass ich ja nun mit Henry in beiden Prüfungen schon mehrfach in der Vergangenheit gestartet bin und obwohl ich unkonzentriert war, ein Pattern zu früh abgenickt habe und die Wendung auf der Hinterhand klemmte, hat es zu einem 1. Platz in der Showmanship, 4. Platz im Trail und einem 3. Platz in der Trophy-Wertung gereicht. Und es gab viele Komplimente für mein selbstdesigntes Showoberteil (auch wenn mich die Passform auf den Fotos echt nicht überzeugt und ich deshalb „leider“ für nächstes Jahr ein neues entwerfen muss).

Im Set-Up: Lächeln ist wichtig!

Danach war noch ein bisschen Zuchtshow gucken angesagt, wir haben uns auch länger mit Bibo’s Züchter unterhalten können und nach einer netten kleinen Gesamtsiegerehrung ging es dann mit erschöpften, aber sehr glücklichen Menschen, einem tollen Fahr-Rusty und einem Eimer voll Schleifen auf die 380km nach Hause.

Und nächstes Jahr: wieder nicht „same procedure as last year“, denn da werden wir mit Rusty und Bibo zwei Ponys im Gepäck haben!

Teilen:

2 Gedanken zu „Shetty-Festival Bad Harzburg 2017“

  1. Sehr schön geschrieben!
    So hat jeder seine Geschichte. Ich auch. Meine ist ganz anders und doch fast genauso! Ich freue mich schon auf die nächste Tour.
    Viele liebe Grüße von Andrea Kelling ☺️

  2. Tolle Seite, die mich sehr inspiriert 🙂
    Ich habe demnächst den Erzieher von Fendor in meinem Team und möchte mit meinen zwei Pö’s auch mal so Turniere gehen, wie Du! 🙂

    LG
    die wildeHilde

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert