Es war still hier die letzten Monate, manchmal mag ich nicht schreiben oder habe einfach nicht den Kopf frei dafür.
Aber was soll ich auch über ein Jahr schreiben, das recht gut und verheißungsvoll angefangen hat, aber im hinteren Drittel stark nachgelassen hat. In dem sich mein Ponybestand auf drei bei mir lebende Ponys erhöht hat. In dem ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Kurzlehrgang, zwei Messeauftritte und ein Turnier für die IG Shetland organisiert habe. In dem ich selbst auf dreiundzwölfzig Turnieren und ähnlichen Veranstaltungen mit und ohne meine Ponys war, aber gefühlt nicht mal 14 Tage am Stück irgendeines meiner Ponys konsequent weiter ausgebildet habe. Wo ich eine Melone für auf den Kopf gekauft habe, und fast 1200 Swarovski-Kristalle einzeln und per Hand auf ein Western-Oberteil geklebt habe. Ein Jahr, in dem ich mehrere Wochen einen schicken Air Cast am Knöchel hatte und in dem alle meine drei Ponys nacheinander die örtliche Pferdeklinik von innen gesehen haben (und das leider nicht nur zum Checkup), weswegen dort am Isolationstrakt jetzt eine kleine Plakette „Sponsored by Ponyteam Wagenmann“ prangt und unser Bankkonto noch Monate leise vor sich hin wimmern wird. Und ein Jahr, wo ich mich nach einer Unendlichkeit als Einsteller im November entschieden habe, dem letzten Stall nach 12 Jahren den Rücken zu kehren und mich auf das Experiment „eigener Offenstall“ eingelassen habe.
Ok, jetzt gibt es eigentlich nichts mehr zu schreiben, denn eigentlich habe ich ja schon alles aufgezählt. Aber gut, dass es die Bildergalerie im Handy gibt, sonst würde ich es alles gar nicht mehr in die richtige Reihenfolge kriegen. Der Shetty-Kalender war auf jeden Fall von Anfang an schon sehr voll und vieles davon habe ich mit der Hilfe von vielen anderen Shetty-Freunden organisiert. Los ging’s mit zwei Geschicklichkeitstrainings am heimatlichen Stall im Januar und Februar. Natürlich reiner Eigennutz, denn so lohnt sich, einen ganzen GHP-Parcours aufzubauen und auch den Ehemann mit „seinem“ Pony Bibo da durchzujagen. Die beiden haben sich prima gemacht, dafür dass es für beide das erste Mal mit solchen Hindernissen war.
Rechtzeitig zum Geburtstag war dann auch mein Shetty-Mobil umgebaut, damit waren die umfangreichen Reisepläne des Jahres auch gesichert. Die Einweihung erfolgte dann auch direkt auf dem Weg zu einem Showmanship at Halter Workshop, das erste von mir organisierte „Vereinsevent“ des Jahres.
Ende März haben wir dann unser „Giraffenküken“ Fendor abgeholt und mussten feststellen, dass wir ihm einen anderen Spitznamen hätten geben sollen. Minimaus oder so… denn der junge Mann, der ursprünglich als zukünftiger Passer zu Rusty (92cm) gedacht war, war mit knapp einem Jahr bereits fast so groß wie Bibo (1,05m). Aus dem Punkte-Zweispänner wird also nix, und ob das mit Bibo passen würde, ist auch höchst fraglich. Mal abwarten, wo das Küken noch hinwill.
Eine Woche später begann dann die Turniersaison für meine beiden erwachsenen Zwerge und beide mussten mit zu einem Westernturnier. Da der Mensch in der Showmanship nur einmal starten darf, ist Rusty mit mir in der richtigen Prüfung gelaufen (leider eine Hinterhandwendung vergessen und damit ein sogenannter Null-Score, da waren die nicht runtergekrempelten Hosenbeine echt das kleinere Malheur). Mit Bibo hatte ich im „britischen“ Outfit und zu Miss Marple Musik für die Freestyle Showmanship genannt und damit genau den Geschmack der Richterin getroffen – und auch Bibo’s, denn ihm scheint das mehr Spaß zu machen als Rusty. Im Trail waren sie beide gut (da darf ich mehrfach starten) und waren auch beide platziert.
Pfingsten ging es dann nach Dormagen zum Naturtrail to go – erst zum Training und dann zum ersten Mal auch zum Turnier. Da es dort eine reine Männer-Klasse gab, hatte ich auch Colin genötigt, mit Bibo zu nennen. Und da die beiden ein tolles Team sind, gab’s eine rosa Schleife (5. Platz), ein Ehren-Hufkratzer und ein Pittermännchen. Da ist sie mal wieder, die Diskriminierung… ich war mit Rusty in der „gemischten Klasse“ auch Fünfte geworden und habe kein Bier bekommen ☹. Auch keinen Prosecco oder Hugo. Voll gemein!
Und dann war es so weit – die Equitana Open Air, unser Mega-Event dieses Jahr, stand endlich vor der Tür. Nicht nur, dass ich selbst mit meinen Ponys mehr als 10 Starts eingeplant hatte, nein, es sollte auch der erste öffentlichen Auftritt der IG Shetland im Rheinland sein, mit eigenem kleinem Stand, den Colin über drei Tage betreut hat, und täglichen Auftritten. Die Vorbereitung dazu war stressig, aber wirklich, wirklich toll. Mit dem „IG Shetland & Friends“ Team haben wir die Nummer gerockt – und dass, obwohl viele sich erst auf der Equitana kennengelernt haben und Proben für die Auftritte vorher nicht möglich waren. Aber Shetty-Leute können das einfach! ? Eine ausführliche Nachlese, denn das Event ist eine Story für sich wert, stand in der Shetty-Info und nachträglich jetzt auch noch mal hier im Blog.
Da mein einer Knöchel leider das Duell gegen ein Hasenloch auf der Equitana Open Air verloren hatte und ich mir Bänder angerissen hatte, war an Runner-Starts mit meinen Ponys in der IGS Tour leider nicht zu denken. So hat Bibo seine erste Toursaison mit seiner Pflegebeteiligung Sophie bewältigt und ich bin Rusty gefahren – und so langsam kriegen wir das auch gemeinsam hin. Das Jahresziel war einmal mehr: fehlerfreie Schnecke auch vor dem Sulky, was auf den ersten beiden Tourstationen in Steinheim und in Dortmund auch gut klappte.
Aber nach der Messe-Planung war vor auch der Turnierplanung – denn wir hatten uns noch mehr vorgenommen und haben in Kempen die erste IGS Tourstation in der Regionalgruppe Rheinland seit vielen Jahren organisiert. Das ging nur mit sehr, sehr, sehr vielen Helfern, die alle nicht genau wussten, was auf sie zukommt. Genau wie auf uns, denn die entgültigen Starterzahlen liegen erst wenige Tage vorher vor und da es keine Erfahrungwerte von Vorjahren gab, war das ein echter und nicht ganz einfacher Blindflug in der Vorbereitung. Aber obwohl Zeitnehmer, Parcours-Crews, Kaffee- und Kuchenmannschaft und gut 50% der Starter noch nie auf einer Tourstation waren, hat’s doch ganz gut geklappt und wir bestimmt wiederholt.
Zur Erholung nach dem ganzen Organisieren habe ich dann zum ersten Mal in meinem Erwachsenen-Leben einen Urlaub mit meiner Schwester verbracht und mit ihr und unseren Ponys die Eifel auf den Sulkys unsicher gemacht. Ich habe noch nie soooo wenig Menschen im Wald getroffen und wusste nicht, dass man vor dem Sulky auch 25 Minuten durchtraben kann, ohne für einen Rentner mit Hund oder Familie mit Kinderwagen durchparieren zu müssen. Dabei habe ich Rusty’s wirklich niedlichen Energizer-Bunny-trifft-Diesel-Lokomotiven-Gang entdeckt, welchen er einlegt, wenn er einem anderen Sulky folgen kann. Auch wenn das Pony vor dem anderen Sulky Eifel-fit und gut 20cm größer ist und er halt mein kleiner dicker Kugelblitz ist. Aber ist der Energizer-Bunny-trifft-Diesel-Lokomotiven-Gang eingelegt, läuft das Pony, und läuft, und läuft, und läuft…
Nachdem mir der Knöchel schon den größten Teil des Sommers versaut hatte (so bin ich leider bei Bibo’s Training zum Fahrpony keinen wirklichen Schritt weitergekommen… Fahren vom Boden ist nicht so witzig, wenn der Knöchel nicht hält), kam es dann ab August knüppelhart: wir hatten einen Druse-Ausbruch am Stall. Angefangen hat es in der Stuten-Shettygruppe und zunächst sah es gut aus, dass es nicht im Stall weiter durchgeht. Aber zu früh gefreut: irgendwann taumelte dann aber auch Bibo mit 41 Grad Fieber über die Weide und wurde sofort separiert und behandelt. Aus Sicherheitsgründen haben wir zu dem Zeitpunkt beschlossen, ohne Ponys nach Bad Harzburg zu fahren, auch wenn die beiden anderen eingeplanten Ponys symptomfrei waren.
Dadurch war Bad Harzburg auf einmal sehr entspannt: kein bis unters Dach vollgestopftes Auto, weil man mit drei Ponys gefühlt wie für eine Nordpolexpedition packen muss. Kein „nur 80km auf der Autobahn mit Pferdeanhänger“ (dafür aber 70 km über die Dörfer aufgrund einer Vollsperrung der Autobahn – gut, dass ich keine Ponys dabei hatte!). Kein Turnierstress mit 4x Outfit wechseln am Sonntag. Dafür habe ich als Ehrenrichter und Zeitnehmer im Springparcours an beiden Tagen eigentlich alle Teilnehmer mindestens einmal gesehen. Denn wenn wir schon ohne Ponys da waren hatten wir ja Zeit zum Helfen und Helfer werden auf JEDEM Turnier gebraucht. Trotzdem möchte ich nächstes Jahr lieber wieder mit den Ponys da sein und mitmachen.
Bei dem einen kranken und fiebernden Pony, das zuhause während unseres Bad Harzburg Trips gut versorgt wurde, sollten es aber nicht bleiben. Es kamen mehrere Dinge zusammen, aber ums kurz zu machen standen dann letztendlich alle meine Ponys nacheinander jeweils zwischen 2 ½ und 4 ½ Wochen in der Pferdeklinik mit mehr oder weniger schweren Druse-Komplikationen. Natürlich standen sie alle im Isolationstrakt, wo man sie als Besitzer nicht besuchen darf – man kriegt nur ein tägliches telefonisches Update. Irgendwann hatte die Tierärztin aber dann doch Mitleid mit mir und wir durften Fendor besuchen und zumindest durch die Scheibe der Box Hallo sagen. Wir unterhielten uns dabei mit einer der Pflegerinnen und sie sagten uns, dass vor wenigen Wochen ja schon mal Shettys mit Druse da waren, erst ein tolles Graues und dann ein anderes Getüpfeltes. Als ich ihr sagte, dass beide auch meine Ponys waren und wir gerade vor der Box des dritten stehen, wurde sie etwas still…
Da keines meiner Ponys sich im Herbst/Winter aufgrund des Infektionsrisikos auf Messen rumtreiben hätte sollen, konnte ich mich beim kurzfristig übernommenen und organisierten Messeauftritt der IG Shetland auf der Hund & Pferd in Dortmund dann auch mal ganz um die Auftritte der „IG Shetland & Friends“ kümmern. Bei vier Auftritten täglich und neuen Teilnehmern im Team war das auch gut so und ich konnte tatsächlich auch mal ein wenig Colin am Stand unterstützen. Aber auch hier: machen wir nächstes Jahr nochmal, aber dann möchte ich mindestens einmal ein Schaubild im großen Ring vom Sulky aus moderieren ?. An sich ein einfach zu erreichendes Ziel, denn wir haben einen so guten Eindruck hinterlassen, dass wir schon zwei Tage nach der Veranstaltung eine Einladung für nächstes Jahre in der Tasche hatten.
Irgendwie hat dieser ganze Krankheitsmist bei den armen Ponyviechern aber dann auch als Katalysator für einige recht kurzfristige und einschneidende Veränderung in meinem Ponyhofleben gewirkt. Denn als ich Pony Nr. 2 aus der Klinik abholen durfte, stand Pony Nr. 1 (schon gesund) bereits im Anhänger und beide sind direkt von der Klinik in einen in der Zwischenzeit von mir gepachteten Offenstall gezogen. Manchmal reihen sich „Zufälle“ so aneinander, dass man es eigentlich Schicksal nennen müsste. Und dann fügen sich schwierig geglaubte Themen wie ein einfaches Kinderpuzzle zusammen – zum Glück für mich, denn welcher vernünftige Mensch wechselt kurzentschlossen nach einer langjährigen und an sich komfortablen Einsteller-Situation in einem kalten und regnerischen November nach einem der schlechtesten Heuernten seit Jahrzehnten ohne bestehende Kontakte zu Heulieferanten in eine komplette Selbstversorgersituation ohne Strom und fliessendes Wasser am neuen Stall.
Ich! ? Und bis jetzt fluppt alles einwandfrei.
Mal sehen, was 2019 bringt…